Expected Goals - 7 Gründe warum Expected Goals für Sportwetten so bedeutend sind

Expected Goals (abgekürzt xG-Wert oder auch xGoals) ist ein Begriff, der aus der modernen Fußball-Berichterstattung kaum mehr wegzudenken ist. Kaum ein Spiel, bei dem nicht über Expected Goals gesprochen wird.

Aber was genau wird unter Expected Goals eigentlich verstanden und warum ist der xG-Wert für Sportwetten so wichtig, wird aber von vielen Fußballfans bei der Abgabe ihrer Wetten immer noch stiefmütterlich vernachlässigt?

Alles was du schon immer über xGoals wissen wolltest, eine leicht verständliche Definition von expected goals und warum du die Expected Goals Werte jedenfalls bei der Abgabe deiner Sportwetten Tipps berücksichtigen solltest, findest du hier in diesem Artikel.

Expected-Goal-Modell: Definition und Funktionsweise

Während sich die Mehrheit der Spieler vor der Tippabgabe bei der Analyse eines Fußballspiels nur auf die letzten Ergebnisse, die Torschützen der letzten Spiele und vielleicht noch auf die aktuelle Form der beiden Teams konzentriert, werden die Expected Goals - völlig zu Unrecht - oft ausser Acht gelassen.

Wir finden, dass das ein Fehler ist, denn die angesprochenen Werte und Statistiken sind nicht immer der beste Weg um herauszufinden, wer in den vergangenen Spielen wirklich über 90 Minuten das bessere Team war.

Das Expected Goals Modell ist dafür deutlich besser geeignet. Das xGoals Modell gibt Aufschluss darüber, welches Team in welchem Bereich besser performt hat und misst nicht nur die pure Anzahl der Chancen, sondern bewertet die Qualität jeder einzelnen Torchance.

Wie funktioniert das Expected Goals Modell?

Die xGoals-Werte beruhen auf Datenanalysen von tausenden Matches bei denen zigtausende Torgelegenheiten und sich daraus ergebende Torschüsse im Detail analysiert wurden, um herauszufinden wie hoch die prozentuale Wahrscheinlichkeit ist, dass aus einer bestimmten Spielposition ein Treffer erzielt wird.

Im Details wird dafür im Fußball das Spielfeld in Quadranten unterteilt und bei der Analyse der riesigen Datenmengen wird jeder einzelnen Torchance und jedem Schuss aufs Tor ein numerischer Wert zugewiesen, der angibt, wie hoch die Wahrscheinlichkeit ist, dass der Ball aus dieser Position im Tor landet.

Dabei werden viele unterschiedliche Parameter in der Berechnung berücksichtigt.

Unter anderem fließen die folgenden Faktoren bei der Berechnung der Wahrscheinlichkeit des Expected-Goals-Wertes mit ein:

  • Genaue Position beim Torschuss
  • Wurde der Torschuss mit dem linken oder rechten Fuß oder per Kopf abgegeben
  • Winkel aufs Tor bei der Schussabgabe
  • Schussart (Direktabnahme, Halbvolley, Fallrückzieher, ruhender Ball, etc.)
  • Qualität des empfangenen Zuspiels
  • Wie schnell haben sich die Spieler des angreifenden Teams nach vorne bewegt
  • Anzahl und Position der Verteidiger in unmittelbarer Nähe
  • Position des Torhüters

All diese Daten werden in einen Algorithmus eingespeist, der dann für jede einzelne Torgelegenheit einen spezifischen xGoals-Wert errechnet, also eine prozentuelle Angabe der Wahrscheinlichkeit, dass aus dieser Torchance auch tatsächlich ein Tor fällt.

Die xGoals-Werte aller Torchancen werden dann für jedes der beiden Teams am Ende des Spiels addiert und die Summe ergibt dann den Expected Goals Wert für die Partie.

Je klarer und besser die Torchance, desto höher ist auch der xGoals-Wert, der immer zwischen 0 und 1 liegt, wobei ein Wert Nahe 0 eine fast unmögliche Torchance beschreiben würde, während es sich bei einem Wert von 1 um eine 100%ige Torgelegenheit handelt.

Elfmeter beispielsweise haben einen xGoal-Wert von 0,77.
Die Chance, dass ein Penalty verwandelt wird, beträgt damit im Durchschnitt 77 Prozent.

Hier ein praktisches Beispiel aus der englischen Premier League, wo am 12. November 2022 Manchester City als haushoher Favorit Brentford daheim empfangen hat:

Brentford konnte das Spiel im Etihad Stadium von Manchester City mit 1:2 für sich entscheiden und hatte zwar weniger, dafür aber von der Qualität her deutlich bessere Torchancen als Man City zu verbuchen:

Expected Goals Werte für das Spiel Manchester City - Brentford vom 12. November 2022

Quelle: https://understat.com/match/18356

Wie in der Grafik von understat sehr gut zu erkennen ist, hatte Man City (in blau) zwar deutlich mehr Torchancen, sehr viele davon aber außerhalb des Strafraumes bzw. auch innerhalb des Strafraumes viele Halbchancen mit nur wenig realer Torgefahr.

Je kleiner die Markierung in der Grafik, desto geringer der xGoals - Wert für die jeweilige Chance. Auffallend ist bei genauer Betrachtung, dass das Tor von Manchester City durch Phil Foden nach einem Eckball kurz vor der Halbzeit nur einen xG-Wert von lediglich 5% hatte, während die größte City-Chance mit einer Torwahrscheinlichkeit von 46% von Ilkay Gündogan in der 65. Minute vergeben wurde.

Manchester City-Expected Goals probability in the match versus Brentford from 12 November 2022

Quelle: eigene Darstellung, basierend auf understat.com: https://understat.com/match/18356

Brentford hingegen hatte neben den beiden Torchancen die sie genutzt haben, mit 74% bzw. 48% noch vier weitere gute Abschlussmöglichkeiten innerhalb des Strafraums mit 34%, 36%, 58% und 60% erwarteter Torwahrscheinlichkeit.

In Summe hatte Brentford also qualitativ die deutlich besseren Torchancen und der Sieg gegen Manchester City hätte sogar noch höher ausfallen können.

Vergleicht man die xGoals-Statistiken von understat.com nun mit den Statistiken von livescores.com ergibt sich ein etwas anderes Bild. Auf den ersten Blick macht es den Eindruck als wäre der Sieg von Brentford eher glücklich bzw. unverdient gewesen, weil die vorhandenen Statistiken eben keinen Aufschluss über die tatsächliche Qualität der Torchancen geben:

LiveScores Statistics from the Match Manchester City vs. Brentford from 12. November 2022
Quelle: https://www.livescore.com/en/football/england/premier-league/manchester-city-vs-brentford/702085/?tab=statistics

7 Gründe Expected Goals Werte für Sportwetten zu nutzen

Die erwartbaren Tore, über die uns das Expected-Goals-Modell Aufschluss gibt, sind nicht der ultimative Game Changer, mit dem du ab sofort jede deiner Wetten gewinnen wirst. Das ist aber auch gar nicht der Anspruch. Vielmehr sollte das xGoals-Modell beim Sportwetten genutzt werden, um bessere Vorhersagen treffen zu können und um Value Bets besser identifizieren zu können.

Wer sich ernsthaft mit Sportwetten beschäftigt, wird ohnehin vor der Wettabgabe einen Blick auf die wichtigsten Statistiken werfen. Diese findest zu zum Beispiel für die wichtigsten Ligen, sehr übersichtlich dargestellt auf Seiten wie FootyStats:

Premier League Stats for the Season 2022/23
Quelle: https://footystats.org/england/premier-league

Neben den offensichtlichen Stats, wie z.B. dem Verhältnis von Heimsiegen, Remis und Auswärtssiegen, der durchschnittlichen Toranzahl pro Spiel oder den häufigsten Resultaten, geben vor allem die Expected Goals - Werte einen sehr guten Überblick über die tatsächliche Performance eines Teams, über die Spielkontrolle, die Anzahl gefährlicher Aktionen vor dem Tor und die Qualität der herausgespielten Torchancen.


Nachfolgend also 7 Gründe warum du Expected Goals nutzen solltest und wie die Verwendung von xGoals deine Wetten verbessern werden:

  1. Genauere Analyse vor der Wettabgabe:
    Die Nutzung von Expected-Goals-Werten vor der Wettabgabe führt zu einer besseren Analyse im Vorfeld, weil man dadurch Informationen erhält, die durch andere Statistiken wie z.B. Torschüsse oder durch das bloße Endergebnis nicht oder nur unzureichend wiedergegeben werden. Die reine Anzahl an Schüssen in den letzten Spielen sagt nichts über die Qualität der Torchancen aus und ist damit kein geeigneter Faktor für die Meinungsbildung für anstehende Spiele. Der Expected Goals Wert hingegen beschreibt nicht nur die Anzahl an Chancen, die herausgearbeitet wurde, sondern auch die Qualität dieser Torchancen - eine Metrik, die für Sportwetten und die Vorhersage von Ergebnissen deutlich aussagekräftiger ist.

  2. Wetten auf Spieler Aktionen:
    Die Expected Goals Statistiken lassen sich hervorragend für Wetten auf Spieler Aktionen nutzen. Wenn du überlegst, eine Wette abzugeben auf Torschützen, Anzahl der Schüsse eines Spielers aufs Tor, Art des Tores (Kopfball, Schuss von außerhalb des Strafraums, etc.) solltest du jedenfalls einen genauen Blick auf die xGoals-Statistiken werfen. Die meisten Anbieter bilden die xGoals-Werte nicht nur auf Vereinsbasis ab, sondern haben darüber hinaus auch die Werte für die jeweiligen individuellen Spieler im Programm. Auch hier gilt, dass die xGoals-Werte von Einzelspielern deutlich mehr Aussagekraft und Relevanz besitzen, als die tatsächlich zuletzt erzielten Treffer.

  3. Trends dank Expected Goals besser erkennen:
    Ein reiner Blick auf die letzten Ergebnisse kann oft irreführend sein und ein falsches Bild vermitteln, das dann vielleicht für zukünftige Wett-Tipps verwendet wird. Hat eine Mannschaft beispielsweise die 4 letzten Spiele allesamt gewonnen, sieht das auf den ersten Blick nach einem sicheren Tipp für das nächste Spiel aus.

    Oft lohnt sich hier ein genauer Blick auf die xGoals-Statistik wie in diesem Beispiel von Newcastle in der Saison 2022/2023:

    Expected Goals from Newcastle United during autumn 2022
    Quelle: https://understat.com/team/Newcastle_United/2022

    Die Ergebnisse sprechen eine ganz klare Sprache.
    Die Expected-Goals Statistik allerdings zeigt, dass die Siege gegen Everton und Aston Villa in dieser Höhe verdient waren. Der Auswärtssieg gegen Tottenham hingegen war schmeichelhaft und der 4:1 Sieg von Newcastle gegen Southampton war äußerst glücklich und eigentlich unverdient, wie die xGoals Werte eindeutig zeigen.

  4. Value finden:
    Ganz allgemein lässt sich festhalten, dass sich dank der Expected Goals Statistik Value-Wetten leichter identifizieren lassen. Wenn du einen genauen Blick auf die Expected-Goals-Werte der letzten Partien wirfst - sowohl für einzelne Spieler, als auch für ein konkretes Team - und du diese Daten auf das nächste Spiel überträgst, dann bekommst du sehr aussagekräftige Daten, was die zu erwartenden Torchancen und Tore für das nächste Spiel betrifft. Natürlich musst du noch den Gegner, die Spielweise, die möglichen Aufstellungen, eventuelle Ausfälle usw. mit einkalkulieren, aber trotzdem sind die xGoals-Werte ein guter Indikator dafür, wie viele Tore im nächsten Spiel erwartet werden können. Diese Wahrscheinlichkeit lässt sich einfach in eine entsprechende Wettquote umrechnen und dadurch wiederum kann man leicht herausfinden, ob wirklich Value bei einer Wette gegeben ist und sich die Wettabgabe lohnt.
    Wie du Value konkret berechnest, erfährst du in unserem Valuebet-Artikel hier.

  5. Bessere Beurteilung der Leistung von Einzelspielern vs. der Teamleistung:
    Oft lohnt sich ein Blick auf die xGoals-Werte auch deshalb, um die Gründe für einen Sieg oder eine Niederlage besser analysieren zu können. Daraus lassen sich dann gute Rückschlüsse für die nächsten Wetten ziehen. Hat ein Spieler beispielsweise in den letzten Partien immer getroffen, obwohl er relativ wenig Schüsse mit sehr niedrigem xGoals-Wert abgegeben hat? Oder will einer Mannschaft in den letzten Spielen einfach kein Torerfolg gegönnt sein, weil die Stürmer jede Menge hochkarätige Torchancen vernebeln? Es macht Sinn, eine genaue Ursachenforschung zu betreiben und die Erkenntnisse für die eigenen Wetten zu nutzen. Ein Tipp dazu noch: Um diese Daten bestmöglich nutzen zu können, ist es erforderlich, die Aufstellungen zu kennen und erst dann die Wetten abzugeben. In der Regel sind die Aufstellungen spätestens 1 Stunde vor Matchbeginn bekannt. Dann kannst du auch für deine Wetten berücksichtigen ob z.B. der Chancentod aus den letzten Spielen vielleicht heute durch das junge Stürmerjuwel ersetzt wird, die Goalgetter aus den letzten Spielen auch heute wieder in der Startelf stehen oder ob der beste Stürmer des Gegners heute verletzungsbedingt nicht mit dabei ist.

  6. Short Term: Wetten auf Einzelspiele / kurzfristige Betrachtung:
    Alle bisher genannten Gründe haben eines gemeinsam: einen relativ kurzfristigen Betrachtungshorizont. D.h. du schaust dir die xGoals-Werte der letzten paar Spiele an und versuchst darauf einen Wahrscheinlichkeit für die zu erwartenden Tore im nächsten Spiel abzuleiten. Das macht auch absolut Sinn. Mehr Sinn als beispielsweise ein Blick auf die Tabelle. Der Blick auf die xGoals-Statistik der letzten Spiele gibt dir ein unverfälschtes Bild über die momentane Situation: wie ist die aktuelle Form, mit wie viel Selbstvertrauen gehen sie ins nächste Spiel, wie performen die Schlüsselspieler die derzeit zur Verfügung stehen und die nicht kurzfristig verletzungsbedingt oder wegen einer Erkrankung ausfallen, wie stellt der aktuelle Trainer sein Team auf und auf den nächsten Gegner ein. All das sind Dinge, die einen großen Effekt auf die zu erwartende Performance im nächsten Spiel haben.

  7. Long Term: Langzeitwetten / langfristige Betrachtung:
    Die xGoals-Werte lassen sich auch hervorragend für Langzeitwetten nutzen. Im Laufe einer Fußballsaison gleichen sich nicht nur die xGoals-Werte in der Regel immer mehr an die tatsächlich erzielten Tore an, sondern üblicherweise spiegelt die Tabelle schon ganz gut das abgerufene Potenzial über eine ganze Spielzeit wider.
    Wie in der Statistik üblich, nimmt die Varianz mit der zur Verfügung stehenden Datenmenge immer mehr ab und die tatsächlich erzielten Werte entsprechen immer mehr den Erwartungswerten. Daher auch der Spruch: Die Tabelle lügt nicht.
    Glücklich gewonnene Matches wo man anhand der xGoals-Statistiken eigentlich unterlegen war gleichen sich im Laufe einer Saison mit den unglücklich verlorenen Spielen wieder aus. Ab Mitte der Saison gibt in der Regel auch ein Blick auf die Tabelle in Kombination mit den xGoals-Werten schon ein ganz gutes Bild darüber, ob ein Team einfach über eine überragende Effizienz verfügt und durchgängig aus sehr wenigen Chancen sehr viele Tore macht oder ob man einfach durchwegs zu viele Chancen benötigt um ein Tor zu erzielen. Diese Daten lassen sich hervorragend für Langzeitwetten wie Wetten auf den Meister, die Endplatzierung in der Tabelle, den Absteiger, etc. nutzen.